Irgendwann reißt auch die längste Serie. Diese bittere Erfahrung haben jetzt die Tischtennis-Asse des TuS 92 gemacht. Nach knapp zwei Jahren verloren die Celler erstmals wieder ein Meisterschaftsduell. Am Samstag unterlag der Aufsteiger in der 3. Bundesliga Nord dem favorisierten Oldenburger TB mit 4:6. Ausgelaugt von dem Marathon-Match ließen die Celler am Sonntag gleich noch mal Federn: Beim Letzten Füchse Berlin (bisher erst ein Punkt) kam TuS 92 nicht über ein 5:5 hinaus.
Wann sie zuletzt mit leeren Händen dastanden? „Keine Ahnung, da war ich noch gar nicht in der Mannschaft“, musste TuS-Spieler Nils Hohmeier nach der Partie in der Sporthalle Carstensstraße feststellen. Ein Blick ins Archiv gibt Aufschluss: Die letzte Niederlage datiert vom März 2023, damals noch in der Regionalliga (4:6 gegen MTV Eintracht Bledeln). In der aktuellen Zusammensetzung hatte der TuS noch nie verloren, in der vergangenen Regionalliga-Saison gab es 15 Siege und nur ein Remis, in der 3. Liga bisher sieben Erfolge und drei Unentschieden.
Auch seine souveränen Einzel-Siege gegen Vos sowie Celles Spitzenspieler Lennart Wehking (jeweils 3:0) unterstrichen Floritz‘ Spitzenklasse. Der 33-jährige Bayer, der von 2016 bis 2018 das Celler Trikot trug, genoss sichtlich die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte: „Ich hatte eine tolle Zeit hier. Es ist schön, die vielen alten Bekannten wiederzusehen“, so der sechsfache deutsche Nationalspieler.
Mit Blick auf die Meisterschaft und die Option zum Zweitliga-Aufstieg scheint der Zug für Celle nach dem verlorenen Gipfeltreffen abgefahren zu sein, wenngleich der Rückstand auf den neuen Spitzenreiter nur zwei Minuspunkte beträgt. „Oldenburg war giftiger und in den Einzeln klar besser, auch wenn wir noch einige Matchpunkte gezogen haben“, gab Celles Spieler-Trainer Wehking offen zu. „Ich denke, sie werden am Ende oben stehen, wenn sie sich keinen Fauxpas mehr erlauben.“
Doch es gab viele Gewinner an diesem denkwürdigen Tag. Und das waren die gut 150 Zuschauer (Saisonrekord), die Zeugen dieses epischen Duells über knapp viereinhalb Stunden wurden. „Fantastische Stimmung, knisternde Spannung bis zuletzt – das war Werbung für unseren Sport“, freute sich Teammanager Jens Rothert-Schnell.
In den Doppeln wahrten Wehking und Hohmeier ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit, mussten aber gegen den Ex-Celler Vincent Senkbeil und Heye Koepke über fünf Sätze alles aufbieten, um den Punkt zu holen. In den Einzeln gingen die Punkte bis zum Stand von 4:4 abwechselnd an beide Teams: Wehking wehrte gegen Nad Nemedi zwei Matchbälle ab, eher er selbst mit 3:2 triumphierte. Angriffsspieler Vos fand gegen Floritz kein Mittel.
Hitzig wurde es zwischen Hohmeier und dem 21-jährigen Koepke: Im dritten Satz beim Stand von 10:10 meinte der junge Oldenburger, dass der Ball beim Rückschlag Hohmeiers Trikot berührt hätte und reklamierte einen Regelverstoß. Der Schiedsrichter hatte nichts gesehen und gab den Punkt an den Celler.
Doch die Oldenburger Bank protestierte lautstark weiter, bis Hohmeier den Zähler entnervt seinem Gegenüber „schenkte“ und daraufhin den Satz zum 1:2 mit 10:12 verlor. „Ich habe den Ball nicht mit dem Körper berührt. Aber es hätte mich gedanklich mehr beeinträchtigt, wenn dieser Streitpunkt weiter im Raum gestanden hätte“, erklärte Hohmeier hinterher. Und von dieser Last befreit, drehte der 27-Jährige die Partie sensationell in fünf Sätzen. Und weil auch Vos gegen Nad Nemedi gewann, blieb Celle im Rennen.
Nach klaren 0:3-Partien von Hubli und Hohmeier gegen Senkbeil sowie Wehkings Niederlage im Spitzenspiel gegen Floritz stand es jedoch 4:5 aus Sicht der Gastgeber. Jetzt lag es an Rajat Hubli, gegen Koepke wenigstens ein Unentschieden herauszuholen. Und der Celler ging bis an seine Grenzen, musste sich dem variableren Spiel des Oldenburgers aber im fünften und entscheidenden Satz mit 7:11 beugen.
„Es ist bitter, wir hätten die Tabellenführung gerne behauptet“, war Nils Hohmeier enttäuscht. „Aber wir müssen sehen, wo wir herkommen. Wir sind der Liga-Neuling und sind mit dem Ziel Klassenerhalt gestartet. Und jetzt stehen wir immer noch auf Platz zwei.“ Allerdings kann Union Velbert II (drei Spiele weniger) noch an Celle vorbeiziehen.
TuS Celle 92 – Oldenburger TB 4:6
Wehking/Hohmeier – Senkbeil/Koepke 3:2 (11:8, 6:11, 9:11, 11:6, 11:9), Vos/Hubli – Floritz/Nad Nemedi 1:3 (8:11, 13:11, 8:11, 7:11), Wehking – Nad Nemedi 3:2 (13:11, 9:11, 7:11, 11:5, 13:11), Vos – Floritz 0:3 (7:11, 5:11, 10:12), Hohmeier – Koepke 3:2 (3:11, 11:8, 10:12, 11:9, 11:9), Hubli – Senkbeil 0:3 (11:13, 7:11, 10:12), Wehking – Floritz 0:3 (3:11, 11:13, 8:11), Vos – Nad Nemedi 3:1 (18:16, 6:11, 11:7, 11:9), Hohmeier – Senkbeil 0:3 (8:11, 5:11, 5:11), Hubli – Koepke 2:3 (11:2, 8:11, 8:11, 11:9, 7:11).
Füchse Berlin – TuS Celle 92 – 5:5
Sebastian Borchardt/Christian Helm – Hubli/Vos 3:2 (11:8, 5:11, 11:9, 8:11, 11:9), Cristian David Hold/Janne Richter – Wehking/Hohmeier 2:3 (8:11, 10:12, 11:9, 13:11, 8:11), Borchardt – Vos 3:2 (4:11, 11:7, 9:11, 11:8, 11:7), Helm – Wehking 1:3 (5:11, 11:9, 6:11, 3:11), Hold – Hubli 3:2 (11:6, 8:11, 9:11, 11:7, 11:8), Richter – Hohmeier 1:3 (9:11, 15:17, 12:10, 8:11), Borchardt – Wehking 1:3 (11:9, 7:11, 8:11, 7:11), Helm – Vos 3:0 (11:9, 11:6, 11:3), Hold – Hohmeier 3:2 (11:9, 11:5, 4:11, 14:16, 11:7), Richter – Hubli 0:3 (8:11, 9:11, 9:11).
Text: CZ am 10.02.2025 – Heiko Hartung
Foto: CZ am 10.02.2025 – Michael Schäfer