Am Sonntag spielt die Bundesligamannschaft des TuS Celle 92 nahe der bayrischen Grenze im hessischen Seligenstadt. Von der Tabellensituation müssten die Celler Chancen auf den ersten Punktgewinn haben. Wenn man aber betrachtet, wie Seligenstadt die ersten beiden Spiele verloren hat, sieht man, dass ein Punktgewinn nur klappen kann, falls alle Spieler an ihrem Limit spielen.
Dazu Björn Ungruhe, der wieder als Coach dabei sein wird: „Ich konnte leider nicht genau erfahren mit welcher Mannschaft Seligenstadt gegen uns antreten wird. Ich kenne alle deutschen Spieler unseres Gegners und weiß wie schwer es wird aus Seligenstadt einen Punkt zu entführen. Aber wir wollen vor unserem nächsten Heimspiel gegen Schwalbe Bergneustadt II schon einen Auswärtspunkt mitbringen.“
Die Mannschaftsaufstellung des TTC Seligenstadt ist in den Bundesligen einmalig. An den Positionen 1 – 3 sind drei junge erfolgreiche Asiaten aufgestellt, allerdings darf nach den Regeln des DTTB aber nur immer einer pro Spiel eingesetzt werden. Im ersten Spiel gegen den SV Siek konnten die Seligenstädter ihre Nr. 1, den Inder Sanil Shetty nicht einsetzen, da er kurzfristig für die Asienmeisterschaften nominiert wurde. Der zweite Inder Sourav Saha konnte so schnell kein Visum erhalten und so ist das hohe 1:6 in Siek zu erklären. Der dritte Asiate, der Japaner Akihiko Maruyama, war schon in der letzten Saison aufgestellt. Da er aber an keinem Spiel teilnahm, hat er jetzt nur noch den Status eines Reservespielers. Im zweiten Spiel war Seligenstadt ebenso wie Celle gegen Hamm kurz vor einem Punktgewinn. Sie verloren knapp 4:6 mit dem Inder Saha Sourav, der inzwischen ein gültiges Visum erhielt. Allerdings wird die Celler eine noch bessere Mannschaft erwarten, da Alexander Krenz, der in der letzten Saison noch im oberen Paarkreuz spielte, wieder zum Einsatz kommen kann. Der Mannschaftsführer Matthias Bomsdorf zum Spiel gegen den TuS Celle 92: „Gegen Hamm fehlte uns Alexander Krenz verletzungsbedingt trotz normaler Trainingsleistung in der Woche. Er laboriert an einem Anriss des Meniskus und wird operiert. Vermutlich wird aber bei unserem dritten Spiel gegen den TuS Celle wieder zum Einsatz kommen.“
Der Inder Saha Sourav gewann in seinem ersten Spiel beide Spiele gegen das gute obere Paarkreuz aus Hamm mit 3:0 und es ist auch zu erwarten, dass ihm das gegen die Celler Nils Hohmeier und Tobias Hippler gelingt. Beide Celler müssen sich also auf die Nr. 2 Richard Prause konzentrieren. Aber das wird auch nicht leichter, da Prause zu den bekanntesten deutschen Persönlichkeiten im Tischtennis gehört.
Richard Prause war von den Jahren 1999 bis 2010 Bundestrainer im DTTB. Unter Prause als Cheftrainer der Herren im DTTB erzielten die deutschen ihre größten internationalen Erfolge. Sein größter Erfolg war der 2. Platz bei Olympia 2008 mit der Herrenmannschaft Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Christian Süß. Bei der Weltmeisterschaft 2010 belegte die Herrenmannschaft ebenfalls den 2. Platz mit dieser Mannschaft. Hinzu kamen noch Bastian Steger und Patrick Baum. Aber nicht nur als Trainer sondern auch als Spieler war er sehr erfolgreich, was seine 38 Länderspiele und zwei Deutschen Meisterschaften im Mixed zeigen. Zweimal nahm er an Weltmeisterschaften teil und erreichte 1993 mit dem Team Platz 3 und 1995 Platz 5. Seit August 2015 ist Richard Prause Sportdirektor beim Deutschen Tischtennisbund.
Wie schwer es unsere beiden Jugendspieler haben werden, zeigt der deutliche Sieg von Prause gegen den besten deutschen Jugendspieler Engemann. Nils Hohmeier ist auch entsprechend selbstkritisch: „Richard hat uns schon häufig gesehen und weiß wie er uns als Spieler anspielen muss, damit er möglichst viele Punkte erzielt. Aber ohne einen Punkt im oberen Paarkreuz können wir das Spiel in Seligenstadt nicht gewinnen. Wir werden alles versuchen, um den Punkt zu erzielen.
Die Doppel sind in der Celler Mannschaft durchaus konkurrenzfähig. Daher glauben die Celler auch am Wochenende in den Doppeln punkten zu können. Zusätzlich zu den Doppelpunkten muss aber auch im unteren Paarkreuz ein positiver Spielausgang erzielt werden. Das wird zwar auch schwer für Yannick Dohrmann und seinem noch nicht fest stehenden Partner im unteren Paarkreuz. Aber die Wahrscheinlichkeit ist deutlich höher als im oberen Paarkreuz. An Nr. 3 steht der Mannschaftsführer Matthias Bomsdorf, der am letzten Wochenende bei den TOP48 der Herren in Chemnitz teilnahm und in einer starken Gruppe Platz 5 belegte. Matthias hat schon einige Jahre erfolgreich in der 2. Liga gespielt und hier auch den Celler Coach Björn Ungruhe auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit besiegt. Für Deutsche Meisterschaften und Ranglisten qualifiziert er sich regelmäßig. Aber auch Spieler dieser hohen Qualität müssen von den Cellern geschlagen werden, wenn man in der Tabelle vor Seligenstadt stehen will.
Der andere zu erwartende Spieler im unteren Paarkreuz Alexander Krenz hat ebenfalls schon erfolgreich einige Jahre in der 2. Liga gespielt und in der letzten Saison auch im oberen Paarkreuz einige Spiele gewonnen. Dazu der Mannschaftsführer Niklas Matthias: „Im hinteren Paarkreuz gehört Krenz sicher zu den positiven Spielern. Wie weit ihn seine Verletzung behindern wird, kann ich natürlich nicht sagen. Aber ich hoffe, dass er spielen kann, weil sonst Seligenstadt die für die 3. Liga noch zu jungen Spieler ihrer Schülermannschaft einsetzen wird. Als Schüler sind sie zwar mit gewonnener Bronze bei den Deutschen Meisterschaften der Schüler sehr erfolgreich, aber für die 3. Liga ist es sicher selbst für den erfolgreichsten Spieler Maximilian Schlicke noch zu früh.“
Trainer Frank Schönemeier nach den Erfolgsaussichten zu dem Spiel befragt: „Seligenstadt gehört nicht zu den drei Aufstiegskandidaten. Aber mit der Aufstellung, die ich von unserem Gegner erwarte, können sie ab Platz 4 gegen alle Mannschaften gewinnen. Wir wollen natürlich nicht fast nach Bayern fahren, um die Punkte dort zu lassen. Daher hoffe ich, dass jeder meiner Spieler seine beste Leistung abrufen kann. Dann sind wir nicht chancenlos, bleiben aber natürlich krasser Außenseiter.“
Text: Dieter Lorenz – 13.10.15
Foto: Herbert Gade