Ein Auftakt nach Maß für TuS Celle 92 in Berlin

TuS Celle 92, Niedersachsens Topmannschaft im Tischtennis, hat sich für diese Saison viel vorgenommen. Allerdings hatte sie mit dem Hauptstadt-Klub aus Berlin einen Gegner, der ähnliche Ziele wie die Spitzenmannschaft aus der Residenzstadt Celle verfolgt. So stellte der Team-Manager von Hertha BSC Gerd Welker eindeutig klar: „Wir möchten so hoch wie möglich spielen. Deshalb werden wir nach dem zweiten Platz in der Rückrunde der letzten Saison erneut oben angreifen, um den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu schaffen.“ Die Celler Mannschaft war daher gut vorbereitet schon am Freitag mit großem Respekt nach Berlin gefahren. Die zahlreichen Celler Schlachtenbummler fuhren in einem anderen Bus erst am Samstag. 

Beide Mannschaften hatten ihre vier besten Spieler zur Verfügung und auch die Doppelaufstellung brachte keine Überraschung. Celle spielte mit den Europameistern der Jugend Hippler/Hohmeier als Doppel 2 und dem aus den beiden Neuzugängen neu formierten Doppel Floritz/Meissner als Doppel 1. Die Berliner setzten dagegen das zweitbeste Doppel der gesamten Liga Aydin/Römhild an Position 1. Der Celler Mannschaft war klar, dass sie nur bei einem 3:1 Pausenstand gute Chancen hätte, zwei Punkte aus Berlin mitzunehmen. Im ersten Spiel schaffte dann auch das erstmals zusammen spielende Doppel Floritz/Meissner gleich den überraschend guten Start mit einem 3:0 Sieg gegen das Berliner Spitzendoppel. Am anderen Tisch taten sich die Europameister deutlich schwerer, da sie mit 0:2 in den Rückstand gerieten. Aber nach den verlorenen Sätzen stellten sie in Abstimmung mit Yannick Dohrmann, der das Coaching für den fehlenden Björn Ungruhe übernahm, ihr Spiel um und gewannen den nächsten Satz zu 2 und dann auch die Folgesätze sicher. Eine 2:0 Führung und damit eine kleine Vorentscheidung war geschafft. Cedric Meissner, der sein erstes Spiel für den TuS Celle 92 bestritt: „Es war sehr wichtig für uns, dass wir unser Doppel gewannen, dadurch konnte die Mannschaft lockerer weiter spielen.“

Die Bedeutung der Doppel zeigte sich dann auch in den Spielen im oberen Paarkreuz. Von den Cellern Schlachtenbummlern wurde von dem neuen Spitzenspieler Floritz ein deutlicher Sieg über Borchardt erwartet und Hippler trauten sie zumindest eine ausgeglichene Partie gegen die Berliner Nr. 1 Deniz Aydin zu. Aber auch hier kam es anders, Borchardt stellte Philipp Floritz durch seine sehr guten Aufschläge und seine harten und platzierten Rück- und Vorhandschüsse vor einige Probleme. Floritz kämpfte sich aber nach einem 1:2 Rückstand wieder zurück und führte im Entscheidungssatz 9:5, aber dann musste er den Vorsprung wieder abgeben. Dies war das einzige knappe Spiel in Berlin. Floritz dazu sichtlich enttäuscht: „ Das kann schon mal passieren. Sebastian hat auch unglaublich gut getroffen.“

Am anderen Tisch war der Deutsche Jugendmeister Tobias Hippler dem Berliner Spitzenspieler Aydin in allen Belangen überlegen und brachte ihm die erste recht deutliche Niederlage bei. Tobias fasste zusammen: „ Deniz liegt mir eben. Im letzten Jahr habe ich schon in Berlin gegen Aydin, wenn auch glücklich und sehr knapp, gewonnen. Mit meiner Form bin ich zufrieden, und ich hoffe, dass ich am nächsten Wochenende bei der TOP 10 Rangliste Europas in Prag auch so gut spielen werde.“ Nach der Pause zeigte dann Nils Hohmeier wie stark er sich verbessert hat Er besiegte in einem hochklassigen Spiel den erfahrenen Dr. Römhild mit 3:1 und sicherte den vierten Celler Punkt.

Cedric Meissner hatte in seinem ersten Bundesligaspiel mit dem besten Spieler des unteren Paarkreuzes, dem Ex-Celler Arne Hölter die schwerste Aufgabe. Er hatte in den ersten beiden verlorenen Sätzen durchaus seine Siegeschancen, aber Arne Hölter spielte aggressiver, machte wenige Fehler und war einfach an seinem 24. Geburtstag einen Tick besser. Wenn man berücksichtigt, dass Arne 8 Jahre älter ist und Cedric jetzt zwei Klassen höher als im Vorjahr spielt, kann er mit seiner Leistung hoch zufrieden sein, zumal er ja das vorentscheidende Doppel mit gewonnen hat.

In den letzten beiden Einzeln war Philipp Floritz dem Beliner Spitzenspieler Aydin hoch überlegen und gewann das Spiel mit 3:0 und davon zwei Sätze zu zwei. Tobias Hippler sah im letzten Einzel gegen Borchardt im ersten Satz äußerst schlecht aus und wurde dann von Landestrainer Frank Schönemeier gut auf Borchardt eingestellt, so dass er den zweiten Satz nach hartem Kampf knapp gewann. Dann war der Widerstand von Borchardt gebrochen und seine Treffsicherheit war dahin.

Der überraschend hohe Sieg gegen die Spitzenmannschaft aus Berlin war geschafft. Der Sieg war auch in der Höhe verdient und die Celler waren einem 6:1 näher als die Berliner einem 3:6. Es war das beste Spiel, das je eine Celler Mannschaft gezeigt hatte. Ein Berliner Zuschauer war so begeistert von der jungen Celler Mannschaft und der Anfeuerung durch die Celler Schlachtenbummler, dass er sogar von der neuen Macht im Norden im Herrentischtennis sprach. Er hatte wohl die Erstligamannschaft von Werder nicht auf dem Schirm.

Auch der Celler Trainer von seinen Schützlingen begeistert und fasste zusammen: „Ich bin mit jedem Spieler hoch zufrieden. Nils, Tobi und Cedi haben sich durch das harte Training in Hannover enorm verbessert und haben das auch in diesem Spiel gezeigt. Nils wird gleich Dienstag wieder zu dem U21 Training des DTTB fahren und Tobi spielt am nächsten Wochenende das TOP10 Turnier der besten Jugendspieler Europas in Prag. Er ist damit der erste Spieler aus Niedersachsen, der es nach Ovtcharov und Filus wieder schafft bei den Jungen dabei zu sein. Auch Cedi`s Leistung war sehenswert, da Arne Hölter sein ganzes Können aufbieten musste, um ihn zu besiegen. Philipp hat in seinem Einzel gegen Borchardt zwar enttäuscht, aber im anderen Einzel und im Doppel seine Klasse gezeigt. Diese Überraschungen passieren im Tischtennis-Sport. Wir wollen die Leistung aus Berlin auch in den nächsten beiden Punktspielen in Celle wieder zeigen und rechnen hier mit vielen begeisterten Zuschauern.“

Text: Dieter Lorenz – 03.10.2016