Am Sonntag fuhren die Tischtennisspieler des TuS Celle 92 zum Vizemeister der letzten Saison und diesjähren Meisterschaftsfavoriten nach Bielefeld. Mit einem Punktgewinn war nicht zu rechnen, da die Brackweder Mannschaft sich gegenüber der letzten Saison noch im unteren Paarkreuz und besonders in den Doppeln verstärkt hatte. Dieses Spiel sollte Aufschluss darüber geben, wie weit die Celler von den Spitzenmannschaften der 3. Bundesliga Nord Hertha BSC Berlin, 1. FC Köln und SV Brackwede entfernt war.
Die Brackweder hatten eine Woche vorher schon die Gruppe 2 der Vorrunde für die Deutsche Pokalmeisterschaft ausgerichtet und hier gezeigt auf welchem hohen Leistungsniveau sie jetzt schon sind. Im Pokal spielten sie ohne ihre Nr. 1 den Tschechen Frantisek Placek und besiegten trotzdem den 1. FC Köln, der einer der drei Mitbewerber um die Meisterschaft ist, mit 3:1 und verloren nur gegen gute Zweitligamannschaften.
Gegen Celle war die Nr. 1 wieder dabei, so dass sie mit der stärksten Mannschaft antraten Im Doppel lies der Trainer Frank Schönemeier die Deutschen Jugendmeister Hohmeier/Hippler antreten und hoffte, dass sie nicht gegen das erfolgreichste Brackweder Doppel antreten mussten. Da bei 4er Mannschaften die Reihefolge der Doppel frei gewählt werden kann, konnte man nur hoffen, dass die Brackweder ihr erfolgreichstes Doppel der letzen Saison an die 2. Position stellen würden, damit die Chance bestand mit 1:1 aus den Doppeln zu gehen. Leider taten die Brackweder den Cellern nicht den Gefallen und so spielten Hohmeier/Hippler gegen das eingespielte Doppel Höppner/Placek, die das zweitbeste Doppel der Rückrunde in der letzten Saison waren. Die Celler hielten gut mit, waren aber in der Endphase der Sätze nicht nervenstark genug, so dass sie trotz zweimaliger 8:6 Führung die Sätze nicht gewinnen konnten So sagte auch der Vater des Celler Spitzenspielers Jürgen Hohmeier: „In dem Doppel war mehr drin. Es hätte durchaus mit einer Überraschung klappen können“. Auch der Trainer war mit der Doppelleistung seiner Schützlinge zufrieden Bei dem Doppel 2 der Celler Dohrmann/Mircea war deutlich zu merken, dass beide noch nie zusammen gespielt hatten und mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen hatten Der eine Satzgewinn war schon das Optimum. Das Celler Spitzendoppel der letzten drei Jahre Ungruhe/Matthias wurde hier doch schmerzlich vermisst.
Da im oberen Paarkreuz kein Punkt erwartet werden konnte, kam es nach den Doppeln auch nur noch darauf an, sich möglichst gut zu verkaufen, um die Hochststrafe zu vermeiden. Im oberen Paarkreuz hielten beide Jugendnationalspieler auch gut mit, ohne allerdings echte Siegeschancen zu haben. Tobias Hippler war nach der letzten Saison kaum wieder zu erkennen. Er ist nur nicht körperlich gewachsen, sondern stellt auch sein Spiel total um. Er versucht jetzt selbst das Spiel zu machen und hat sich sowohl im Vorhand- als auch im Rückhandbereich stark verbessert. Die Nr. 1 des Gegners spielte ihn aber so geschickt an, dass er immer wieder zu leicht aussehenden Fehlen verleitet wurde.
Nils Hohmeier war der einzige Celler Spieler, der keinen Satzgewinn im Einzel erzielen konnte Allerdings verlor er vier Sätze in der Verlängerung. Dies deutet darauf hin, dass er sich selbst zu stark unter Druck setzt und besonders in der Endphase der Sätze nicht locker genug ist. Er war auch der einzige Celler Spieler, der mit seiner Leistung nicht zufrieden war und auch der Student der Psychologie und Mannschaftsführer Niklas Matthias konnte ihn als Coach in den Spielen nicht aufbauen. So dann auch der Kommentar von Niklas: “Trotz der erwarteten hohen Niederlage, hat meine Mannschaft doch gezeigt, dass sie auf dem richtigen Weg ist und das Leistungsniveau der Brackweder in ein bis zwei Jahren erreichen kann.“
Nach dem 4. Spiel ist eine Pause vorgeschriebenen, trotzdem verlies kein Zuschauer die Halle, sondern alle blieben bis zum Schluss, weil sie auch von den guten Leistungen der Celler Mannschaft recht angetan waren. So auch der Hallensprecher:“ Es ist doch toll, was die Celler Jugendspieler schon alles drauf haben.“
Die mitgereisten Celler Zuschauer waren gespannt, wie der 19 jährige Celler Neuzugang Alexandru Mircea spielen würde, da sie ihn alle nicht kannten. Neben spektakulären Schlägen und einem hervorragenden Ballgefühl zeigte Alex doch deutliche Schwächen im Aufschlag- Rückschlagbereich. Aber beim seinem Trainingsansatz ist zu erwarten, dass er einige Spiele gewinnen wird und sich deutlich verbessern wird. So dann auch sein Bremer Trainer Cristian Tamas:“ Die Spieler in unserer Trainingsgruppe werden durch die elf Trainingseinheiten pro Woche schnell besser. Alex zeigt gute Ansätze und muss noch einige Kleinigkeiten, die allerdings auch spielentscheidend sein können, umstellen. Aber das wird schon.“ Auch Alex war mit seinem Spiel durchaus zufrieden.
Bei dem Spielstand von 0:5 kam für die Celler der Höhepunkt des Tages. Der Celler Senior Yannick Dohrmann, der an diesem Tag der deutlich älteste Spieler der Celler Mannschaft war, kam zu seinem Einzel. Er zeigte wie gut er sich auch mental entwickelt hat, da er in einem ausgeglichenen Spiel bei seinem denkbar knappen einzigen Celler Sieg drei Sätze in der Verlängerung gewann und so den Celler Ehrenpunkt sicherte. Dazu Yannick: „Stefan Höppner ist als Nr. 4 ein sehr starker Spieler. Dies zeigt ja auch die Tatsache, dass er in der letzten Saison von elf Spielen nur zwei gegen die Nr. 4 verloren hat. Ich bin mit meinem heutigen Spiel auch sehr zufrieden, aber ich will noch 20 % drauflegen. Ich kann noch besser spielen.“ Den Abschluss des Spiels bildete dann wieder das obere Paarkreuz. Während sich Hippler mit Yang Lei ein ausgeglichenes Spiel lieferte, das leider beim Stande von 1:1 in Sätzen und 6:6 abgebrochen wurde, weil das Spitzenspiel von Hohmeier gegen Placek durch zwei in der Verlängerung verlorene Sätze mit 0:3 verloren ging.
So war dann auch die Celler Mannschaft und der Trainer mit den Leistungen seiner Jungs durchaus zufrieden, da alle gute Ansätze zeigten. Auch alle Celler Spieler bis auf den Spitzenspieler freuten sich, dass sie so gut mithalten konnten und auch bei den Bielefelder Zuschauern einen guten Eindruck hinterließen
Kein Spieler und auch kein Celler Zuschauer bereute, die Aufstiegsmöglichkeit genutzt zu haben und auch die Ergebnisse der anderen Spiele zeigten, dass es sicher Spiele geben wird, bei denen der Endstand deutlich knapper sein wird. Dazu der Teammanager Dieter Lorenz: “Wir hatten den schwersten Saisonauftakt und ich bin zuversichtlich, dass wir die heutige Leistung noch verbessern. Wir sind die jüngste Mannschaft mit dem größten Trainingsfleiß. Die Trainer wissen an welchen Stellschrauben sie noch drehen. Unser Trainer Frank Schönemeier hat sicher einige Erkenntnisse aus diesem Spiel gewonnen.“
Text: Dieter Lorenz 7.9.15